Bibel verändert Leben
Mexiko

Bibel verändert Leben

Als Kind wollte Ruth unbedingt in die Fußstapfen ihres Vaters treten, eines mexikanischen Missionars und Evangelisten. Sie wusste nicht, wie gefährlich es sein kann, in manchen Regionen Mexikos zu missionieren. Als erwachsene Frau wurde Ruth wegen ihres Dienstes im Reich Gottes entführt und fast getötet. Trotz ihrer Erfahrung mit Verfolgung entschied sie sich: Sie bleibt da, wo Gott sie hingestellt hat und möchte ein Licht sein für ihre Mitmenschen.

Ruth war acht Jahre alt, als sie das erste Mal mit ihrem Vater auf Missionsreise ging. Sie brachten die frohe Botschaft einer unerreichten Volksgruppe. Während Ruths Vater sich mit den Erwachsenen über das Wort Gottes unterhielt und für sie betete, erzählte Ruth den Kindern, was sie in der Sonntagsschule gelernt hatte.
Ruths Vater war ein hingebungsvoller Pastor und Missionar. Er führte zahlreiche Menschen zum Glauben an Jesus Christus und gründete etliche Kirchen in Südmexiko.


„Mein Vater sagte, die Bibel verändere das Leben der Menschen.“


Es erfüllte ihn jedes Mal mit Freude, wenn er neubekehrten Christen eine Bibel kaufen oder eine Kopie seiner eigenen Bibel schenken konnte. Leider waren nie genug Finanzen da, um mit mehr Bibeln ausgerüstet zu sein. „Mein Vater sagte, die Bibel verändere das Leben der Menschen“, erinnert sich Ruth. Sie war sich damals sicher: „Eines Tages werden wir ganz viele Bibeln haben, die wir verteilen können“.

Zunahme von Christenverfolgung

Mitte der 90er Jahre lernte Ruth immer mehr Christen in Mexiko kennen, die über persönliche Erfahrungen mit Verfolgung berichteten. Das war zum Zeitpunkt, als die Zapatisten, die sogenannte “Befreiungsarmee des Südens“ (EZLN), auftauchten. Die Zapatisten sind eine politische Gruppierung im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, die zum Teil von marxistischer Ideologie beeinflusst ist. Ihre Ziele, das bestehende System des Landes abzusetzen und „Mutter Erde“ zu retten, versuchen sie, gewaltsam durchzusetzen. „Als die Zapatisten ihren bewaffneten Aufstand starteten, forderten sie ihre Anhänger auf, Christen zu töten. Seither werden in Mexiko Christen vermehrt verfolgt und angegriffen“, erzählt Ruth.

Eine Gebetserhörung

Zehn Jahre später erfuhr Ruth zum ersten Mal, dass auch weltweit Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Eine Frau gab ihr eine englischsprachige Ausgabe der „Stimme der Märtyrer“, das Magazin der amerikanischen Schwestermission der Hilfsaktion Märtyrerkirche. Mit großer Freude las sie darin, dass die HMK verfolgten Christen auch Bibeln zur Verfügung stellt. Begeistert von der Aktion bat Ruth die Mission, ihr Bibeln für die Pastoren in Südmexiko zu schicken. „Ich habe vor Freude geweint, als die Ladung Bibeln bei uns ankam. Das war die Erhörung meines Gebets, weil wir es uns nicht leisten konnten, so viele Bibeln zu kaufen“, sagt Ruth.

„Wir helfen Menschen in ihrer Not“

Im Jahr 2009 lernte Ruth ihren Mann Aurelio kennen, der auch eine große Leidenschaft für das Evangelium hatte. Nach ihrer Eheschließung 2013 predigten sie gemeinsam den unerreichten Volksgruppen Südmexikos das Wort Gottes. Doch sie trafen auf großen Widerstand. Die Verfassung Mexikos gewährt offiziell Religionsfreiheit. Verschiedenen Volksgruppen wird aber eine gewisse Unabhängigkeit zugestanden. Dadurch können manche Gruppen Regeln und Gesetze erlassen, die die Verbreitung des Evangeliums erschweren. Wer in solch einer Volksgruppe zum Glauben an Jesus kommt und sich gegen die Traditionen und spirituellen Rituale wehrt, dem wird jeglicher Zugang zu Strom und Wasser, zu Schulbildung und medizinischer Versorgung verwehrt. Dabei richtet sich der Hass vor allem gegen Pastoren. Auch Aurelio hat schon Drohanrufe erhalten. „Ihr werdet keinen Frieden darüber haben, wenn ihr uns umbringt. Wir machen nichts Falsches. Wir helfen den Menschen in ihrer Not“, sagt Aurelio jedes Mal seinen Bedrängern.



„Die Bibel ist das Wort Gottes und unser Auftrag ist es, den Menschen das Wort Gottes zu bringen.“

Verfolgt um seines Namens Willen

Eines Abends im Juni 2017, nachdem Ruth und Aurelio gemeinsam mit ihrer 12-jährigen Tochter Maria viele Bibeln verteilt hatten, wurden sie von sechs maskierten, schwer bewaffneten Männern entführt. Auf dem Heimweg tauchten plötzlich zwei Lastwagen vor ihnen auf und brachten ihr Fahrzeug zum Stehen. Ruth und Aurelio wussten, dass ihnen Gefahr drohte. Die Männer stiegen aus den Fahrzeugen. Einer von ihnen öffnete Aurelios Fahrzeugtür und sagte: „Wir wissen, wer du bist und was du tust. Du stehst auf unserer Liste und heute wirst du sterben.“ Dann zogen sie Aurelio aus seinem Auto und schlugen ihn mit ihren Gewehren ins Gesicht, bis Aurelio zu Boden sackte. Danach zwangen die Männer Ruth, Aurelio und Maria in einen Lastwagen und fuhren einige Stunden durch die Dunkelheit. Kurz vor Sonnenaufgang hielten sie auf einem Hügel an. Dann zogen die Männer sie aus dem Lastwagen und schubsten sie alle drei den Hügel hinunter. Unten angekommen, schlugen einige der Männer erneut auf Aurelio ein. Einer von ihnen holte einen Kanister und übergoss sie mit Benzin. „Hört auf, Bibeln zu verteilen“, schrie er sie an. Aber Ruth ließ sich nicht einschüchtern und erwiderte: „Die Bibel ist das Wort Gottes und unser Auftrag ist es, den Menschen das Wort Gottes zu bringen.“
Dann erinnerte Ruth sich an eine weitere Ladung Bibeln, die im Lagerhaus auf sie wartete. Also betete sie leise vor sich hin: „Herr, rette uns aus der Hand unserer Feinde, damit wir die Bibeln an die Menschen verteilen können, die sie dringend brauchen.“ Daraufhin hatte Ruth den Eindruck, als hätte eine Stimme ihr ins Ohr geflüstert: „Ihr werdet nicht sterben, sondern leben und meine Werke verkündigen“. „Da überkam mich plötzlich ein unbeschreiblicher Frieden“, erinnert sich Ruth.

Plötzlich hielt einer der Männer eine Pistole an ihren Kopf und drückte ab. Eine Patronenhülse fiel zu Boden, die Waffe klemmte. Frustriert holte er dann eine Streichholzschachtel aus seiner Tasche und versuchte, ein Streichholz anzuzünden. Wieder passierte nichts. „Was geht hier eigentlich vor?“, schrie der Mann wütend: „Wir müssen den Auftrag erledigen, sonst sind wir dran!“ Aufgeregt berieten sich die Männer untereinander und entschieden sich dann, einfach zu gehen und ihre Geiseln dort stehen zu lassen, wo sie waren. Dabei drohten sie Ruth und Aurelio an, sie zu töten, wenn sie mit der Polizei reden würden. „Wir wissen, wo ihr wohnt. Wir werden euch beobachten“, sagte einer der Männer zu ihnen.

Gottes Willen tun

Ruth, Maria und Aurelio mussten im Krankenhaus behandelt werden. Aurelio wurde wegen einer Platzwunde am Kopf genäht. Ruth und Maria erhielten psychologische Unterstützung, um das Trauma aufzuarbeiten. Bis heute wissen sie nicht, wer die Männer waren, von denen sie entführt wurden. Sie vermuten, es waren Mitglieder der Zapatisten oder der Drogenkartelle. Denn beide Gruppen sind bekannt für ihre Christenverfolgung in Mexiko. Vor allem hindern sie Pastoren daran, die frohe Botschaft zu verkündigen. Denn wiedergeborene Christen sind schwer für Drogenhandel und Prostitution zu rekrutieren. Trotz zahlreicher Morddrohungen und der Entführung haben sich Ruth und Aurelio entschieden, in Südmexiko zu bleiben. „Gott hat uns hier hingestellt, um ein Licht zu sein. Darum werden wir nicht wegrennen, sondern hierbleiben und Gottes Willen tun“, sagt Ruth. Ihr Mann Aurelio teilt ihre Überzeugung: „Nach der Entführung haben wir uns gesagt: Jetzt werden wir erst recht hier predigen.“


„Gott hat uns hier hingestellt, um ein Licht zu sein. Darum werden wir nicht wegrennen, sondern hierbleiben und Gottes Willen tun.“


Bitte beten Sie mit

für Ruth und Aurelio, dass Gott seine schützende Hand über sie hält und sie mehr Indigene mit dem Wort Gottes erreichen.

Wachsende Gemeinde

Seit ihrer Entführung vor fast sieben Jahren haben Rut und Aurelio gemeinsam mit anderen Christen mehr als 500 Kirchen gegründet, dazu fast 50 Zentren, von denen aus einheimische Gemeinden Menschen mit dem Wort Gottes erreichen können. Zusätzlich hilft Ruth immer noch ihrem Vater in seinem Eifer, jeden Christen mit einer eigenen Bibel auszustatten. „Gott ist gut. Er hat mich zu diesem Dienst berufen und versorgt mich mit allem, was ich dafür benötige. Mein Vater hatte Recht. Wir sehen, wie sich durch die Bibel das Leben der Kinder und ihrer Eltern verändert – alles zur Verherrlichung Jesu“, so Ruth.



Anteilnehmen und Lernen

„Stimme der Märtyrer“ – Das Magazin der Hilfsaktion Märtyrerkirche

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